Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Was bedeutet mir Liechtenstein als gesellschaftlich-politische Einheit? Franz Hoop Geboren 1936 • Dr. phys., Assistent an der Universität Zürich • Zürich, Mühlebachstraße 125. Eine solche Frage richtet sich an das Gefühl und den Verstand, wes­ halb eine einheitliche Antwort darauf nicht gegeben werden kann. Die Begriffe Familie, Nachbarschaft, Geborgenheit, Vertrautheit, Freiheit und Gleichberechtigung sind eng mit dem Begriff des Vater­ landes verbunden. So bedeutet für einen Schweizer Heimat zum Bei­ spiel Wallis, für uns einfach Liechtenstein. Wir sind ein Volk von 22 000 Seelen und einem Fürsten. Zusammen bilden wir eine Gemeinschaft. Ist diese Gemeinschaft menschlich, tolerant, demokratisch? Ist es in dieser Gemeinschaft wohnbar? Kann man Heimweh haben nach ihr? Schreibt man über dieses Land gerne Frohes, Humorvolles oder ist es ein fades Land, in dem man nur Gesellschaft findet, wenn man Verbundenheit sucht? Was ist eigent­ lich unsere Gemeinschaft wert? Alles in Ordnung — viele werden so denken. Es hungert ja niemand und viele leben im Uberfluß. Wenn das gemeint ist, ja, wenn das alles sein soll, nein. Die Frage «Was bedeutet mir Liechtenstein?» ist zu allgemein. Beschränkung auf einige Teilfragen drängt sich auf. Träger unseres Staatswesens sind Volk und Fürst. Die Verfassung, die sich beide gegeben haben, garantiert die Grundrechte des Men­ schen. Sie selbst ist aber nur etwas Formales und sichert nicht den Mechanismus, daß der Mensch mit all seinen Ausstrahlungen gedeiht. Zur Verwirklichung der Rechte und Pflichten bedarf es eines diffe­ renzierten, ausgewogenen, eines beweglichen, sich selbst reflektieren­ den Systems. Im folgenden werden nur drei Problemkreise gestreift. 1. Hat Liechtenstein als Kleinstaat eine Existenzberechtigung? 2. Bilden Volk und Fürst eine Einheit? 3. Das Verhältnis von Volk, Parteien und Gruppen zum Staat. 1. Hat Liechtenstein als Kleinstaat eine Existenzberechtigung? Diese Frage scheint eine historische Konstante Liechtensteins zu sein. Wir kennen die Zweifel eines Peter Kaisers und Dr. Carl Schädlers. Sie sind inzwischen nicht verstummt. Ich glaube aber, daß die eigent­ liche Ursache der heutigen Bedenken anderswo zu suchen sind. Sie scheinen mir einerseits aus der weltpolitischen Ohnmacht des 
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