Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Besinnung und Beschränkung Hermann Hassler Geboren 1941 • Grafiker, Gemeindevorsteher • Schellenberg 110. Wem ist es nicht schon aufgefallen, daß man als Liechtensteiner in einem fremden Land als kuriose Rarität gilt? Man kann das unmittel­ bare zweideutige Erstaunen fremder Menschen nicht übersehen, wenn wir ihnen unsere Herkunft bekanntgeben. Ich nehme nicht an, daß Deutsche, Schweizer oder Spanier zum Bei­ spiel außerhalb ihres Heimatlandes mit ebensolchen fragenden Augen begrüßt werden, wie wir Liechtensteiner. Der Welt ist also klar, daß es Franzosen und Peruaner, Tschechen und Algerier, daß es viele Nationalitäten gibt. Sie nimmt es aber nicht als selbstverständlich, daß darunter auch einige wenige Liechtensteiner Anspruch auf An­ erkennung ihres engen Raumes als souveränes Staatsgebilde erheben. Warum wird unser Land nicht als gegeben genommen? Wer sind wir eigentlich, die wir deutsch sprechen und vom Schweizerfranken reden oder mit solchem Geld bezahlen? Was ist das für ein Land, an dessen Grenzen die Reisenden schweizerische Grenzbeamte antreffen? Es wird vom Fremden kaum begriffen, daß man sich ebenso gut als Liechtensteiner denken kann, wie er sich als Glied seines Heimatlan­ des fühlt. Unser eigenstaatlicher Reisepaß macht die Verwirrung komplett und unsere eigenen Briefmarken runden unser Porträt — das Bild einer auf mehreren Hochzeiten tanzenden, geschäftstüchti­ gen Clique — trefflich ab. Wir müssen bekennen: Liechtenstein ist im Bewußtsein der Welt nicht dokumentiert. Wie sollten wir es auch sein, wo doch erst so und so viele Erschwer­ nisse zu überwinden wären, bevor wir in das Bewußtsein der Welt eindringen könnten. Unser Raum ist sehr eng. Unser wirtschaftliches Potential fällt kaum ins Gewicht. Wir verfügen über keine militä­ rische Macht. Und kein Liechtensteiner ist bekannt, der je die Welt bewegt hätte durch seine große Tat — wenigstens nicht durch eine Tat, welche vor einer Welt wie der unseren Aufmerksamkeit gefun­ den hätte. Wir sollten also daran gehen, uns zu dokumentieren. Wir sollten vermehrt auf unseren eigenen Wert pochen, wollen wir künftig in der Welt mitreden. Unser Standpunkt muß nicht nur ge­ halten, sondern gefestigt werden, soll uns ein geplantes Europa als eines seiner Glieder anerkennen. Es ist bestimmt richtig, daß auch wir an internationalen Konferen­ 37
	        

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