Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Staatspolitik

Status Liechtenstein als stärkst-industrialisiertes Land Europas (in Relation zur Einwohnerzahl) hinwies, hörte ich die Gegenfrage: «Dann haben die dort vielleicht 
eine Fabrik?» Zum Stichwort «Steuerparadies» gibt es wiederum eine Publikation, die zumindest weite Kreise der Wirtschaft und Verwaltung in Deutschland erreicht hat. Es ist das übersetzte Buch des französischen Finanz- und Börsenjournalisten Alain Vernay «Die Steuerparadiese» (Wien 1969). Man erfährt dort, daß man in Vaduz Leute liebt, die es verstehen, das Fürstentum nicht ins Gerede zu bringen. Der Autor Vernay ist es, der Liechtenstein in zweifelhaftes Gerede bringt — zusammen mit Tanger, Monaco, Liberia, Hongkong, Panama, Jersey, ja mit den Scheichtümern am Persischen Golf. Wie diese Gebiete, so wird auch Liechtenstein als Paradies der Kapitalflucht und als Platz bezeichnet, wo die Geheimnisse sicher, die Steuern minimal und die Freiheiten groß seien, wo gar «die Unterwelt des Geldes ihre großen Geschäfte macht». Die salbungsvolle Ironie des Autors offenbart sich, wenn er auf die Vorfälle und Zwischenfälle zu sprechen kommt, die in den letzten Jahren mit dem Namen des Fürstentums in Verbindung gebracht werden mußten. Da ist rein gar nichts vergessen: die Operationen der Familie Trujillo, die Gesellschaftsgründung der Svetlana Stalin, die Interessen des Moise Tschombe auf Ibiza, der WIGMO-Skandal und die Savandra-Affäre, Radio Atlanta, Radio Caroline und natür­ lich «Vox humana» — dem Wissenden sei es genug. Das führt zu dem Schluß, daß man die liechtensteinische Gesell­ schaftsform des Jahres 1963 in Vaduz als drakonisch, in Bern als ganz zufriedenstellend und überall sonst auf der Welt als vollkommen lächerlich ansah — und zu der wörtlichen Wertung: «Wie ein Fisch, der manchmal in der Sonne glitzert, bevor er aufs neue in den Fluten untertaucht, so scheint die eigenständige Rolle des Fürstentums Liechtenstein zeitweilig auf, um dann plötzlich wieder hinter dem riesigen Rücken der Schweiz zu verschwinden.» Wenn der französische Verfasser weiterhin «die Deutschen» für die aussichtsreichsten Kandidaten hält, um sich die Steuervorteile des Landes zunutze zu machen oder gar die seltene Staatsbürgerschaft zu erwerben — dann ist es wahrlich nur ein kurzer Schritt zu der in­ famen Erklärung eines deutschen Nachrichtenmagazins, das Fürsten­ tum Liechtenstein sei «ein unseriöses Land». Die mühsame Aufklä­ rungsarbeit der deutschen Freunde Liechtensteins ist durch solche Veröffentlichungen um Jahre zurückgeworfen worden. Wir müssen uns nüchternerweise darüber klar sein, daß die deutsch­ liechtensteinischen Beziehungen durch Probleme des Steuer- und 66
	        

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