Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (1902)

Organ für amtliche Kundmachungen. 
Erscheint an jedem Freitag. Abonnementspreis: Für das Inland jährlich 4 Kr, halbjährlich 2 Kr., vierteljährlich 1 Kr., mit PostVersendung und Zustellung ins Haus, 
für Oesterreich und Deutschland mit Postvsrsendung jährlich 5 Kr., halbjährlich Kr. 2.50) für die Schweiz und das übrige Ausland jährlich 6 Fr., halbjährlich 3 Fr. 
vierteljährlich Fr. 1.50 franko ins Haus. Man abonniert im Jnlande bei den betreffenden Briefboten,' fürs Ausland bei den nächstgelegenen Postämtern oder bei der 
Redaktion des „Volksblattes"; für die Schweiz bei der Buchdruckeret I. Kuhn in Buchs (Kt. St. Gallen). — Briefe und Gelder werden franko erwartet. — Einrückungs- 
gebühr für Inserate im Publikationsteile für die dreispaltige Zeile oder deren Raum 3 h oder 40 Rp. — Korrespondenzen, Inserate und Gelder sind an die Redaktion 
einzusenden und zwar erstere spätestens bis zeöen Mittwoch mittags. 
Vaduz. Freitag 
M SO 
de» 25. Juli 1902. 
Amtlicher Stil. 
«r. 2M4 Edikt. 
Jakob Marogg in Triefen hat durch Anton 
Real in Vaduz 
' 1. gegen den unbekannt wo abwesenden Josef 
Banzer von Triefen wegen grnndbücherlicher 
Zuschrift des Hauses Nr. 131 alt/83 neu in 
Triefen. Kat.-Nr. 342 VIII samt Hof Kat.-Nr. 
342a VIII und wegen Löschung des auf diesem 
Hause laut Kaufvertrages vom 26. Dezember 1864 
aus 100 fl. restlich versicherten 59 fl. 20 kr.; 
2. gegen Jakob Quaderer in Vaduz wegen 
Löschung der ebendort laut Oblig. vom 26. Dez. 
1347 versicherten 125 fl. R.-W. geklagt. 
Die Geklagten oder deren unbekannte Rechts- 
Nachfolger haben zu der auf den 2. August d. I., 
vormittags 9 Uhr, Hieramts anberaumten Tag- 
satzung zu erscheinen oder dem für sie bestellten 
Curator, Jakob Wanger in Schaan, ihre Behelfe 
mitzuteilen. 
F. L. Landgericht. 
Vaduz, am 19. Juli 1903. 
Blum. 
Nichtamtlicher Teil. 
Vaterland. 
Lehrekkonserenz. Die am 17. ds. Mts. unter 
dem Vorsitze des Herrn Schulkommissärs abge- 
haltene amtliche Lehrerkonferenz befaßte sich ins- 
besondere mit der Frage: Wie kann das Lese- 
buch in den Dienst der Grammatik, der Ortho- 
graphie und des Aufsatzes gestellt werden? Im 
Laufe der Debatte wurde einstimmig dem Wunsche 
Ausdruck gegeben, es möchte das derzeitig tm 
Gebrauche stehende Lesebuch für die Oberklassen 
bald durch ein für unsere Verhältnisse paffen- 
deres ersetzt werden. Herr Schulkommissär brachte 
die bei den Schulinspektionen gemachten Wahr- 
nehmungen zur Sprache und wies auf einige 
Mängel hin, besonders auf das Leise-Sprechen 
der Schüler, welcher Uebelstand vom Lehrper- 
sonale ins Auge gefaßt werden soll. 
Postverbindung Schaan Vaduz. Die fürstliche 
Regierung hat probeweise für den Monat August 
die Verfügung getroffen, daß die Post, welche 
von Vaduz aus zu dem in Schaan um 6^ 
abends aus Buchs ankommenden Zuge zu fahren 
hat, in Schaan den um 7 57 abends aus Feld 
kirch eintreffenden Zug abzuwarten habe, um 
allfällige Passagiere des letztern Zuges noch nach 
Vaduz befördern zu können. 
Eisenbahnhaltestelle in Schaanwald. Am 34. 
ds. Mts. fand unter Leitung der fürstlichen 
Regierung eine kommissionelle Verhandlung über 
die Frage der Errichtung einer Eisenbahnhalte- 
stelle in Schaanwald statt, um deren Erlangung 
sich die Gemeinden Mauren und Schellenberg 
besonders bemüht haben. Es ist, wie wir hören, 
Aussicht vorhanden, daß diese Bemühungen von 
Erfolg begleitet sein werden. 
Landtagswahlen. Da die Funktionsdauer des 
im Jahre 1898 gewählten Landtages abgelaufen 
ist, hat die fürstliche Regierung die erforderlichen 
Neuwahlen ausgeschrieben und es sind zunächst 
die Ortsvorstände zur Anfertigung und öffent- 
lichen Verlautbarung der für die Wahl der Wahl- 
männer vorgeschriebenen UrWählerverzeichnisse 
aufgefordert worden. Bekanntlich ist im Vorjahre 
gesetzlich bestimmt worden, daß der Landtag nicht 
mehr wie bisher im Mai, fondern erst im Okt. 
einzuberufen ist, eine Neuerung, die sich als 
sehr praktisch erweist. 
Jagdglück. Es ist schon seit längerer Zeit auf- 
gefallen, daß in der Vaduzer Schloßhalde, welche 
früher von. vielen Singvögeln bevölkert war, 
diese nützlichen Tierchen nunmehr gänzlich fehlen. 
Als Ursache dieses Umstandes wurde zumteil 
das Vorhandensem von Mardern konstatiert. 
Thatsächlich ist es Herrn Landrichter Blum ge- 
lungeii, in jüngster Zeit 3 dieser gefährlichen 
Raubtiere zu erlegen. 
— (Eingesandt). Ich hatte kürzlich Gelegen- 
heit die herrliche Tour dmch das „Lavenathal" 
zur neuen Lavena-Clubhütte und von dort auf 
den „Ravpenstein" zu machen. 
Die Partie durch die herrliche neue Kunst» 
straße, durch das wilde Lavenathal ist einzig in 
ihrxr Art und Wohl selten Schöneres und Schauer- 
liches so nahe beieinander zu sehen. Ehre den 
wackeren Triesener Bürgern, die durch ihren Ge- 
meinsinn so Herrliches und Unvergängliches ge- 
schaffen haben. Die Unterkunft und Verpflegung 
in der neu bewirtschafteten Lavena - Club- 
Hütte sind tadellos und billig. Eines nur fehlt 
noch, um dem prächtigen Werke die Krone aus- 
zusetzen, nämlich der Weg von der Clubhütte über 
den Rappsnstein bis zum Alpenkurort Sücea 
sollte durch rote Pfosten markiert werden und 
einige Wegweiser-Tafeln erstellt werden. 
Ein „Berliner". 
Politische Rundschau« 
Die unerwartet erfolgte Vertagung 
des Tiroler Landtages kennzeichnet zur 
Genüge die Schwierigkeit einer Regelung der 
Wälschtiroler Autonomiefrage. Das natürlichste 
Verlangen der Deutschen Tirols, die im süd- 
lichen Teile des Landes gelegenen deutschen 
Sprachgebiete der deutschen Landesverwaltung 
unterzuordnen, ist bei den italienischen Heißspornen 
auf den hartnäckigsten Widerstand gestoßen, die 
auch bei der Regelung der Autonomiefrage mit 
der Losung in das Feld zogen: „Tirol südlich 
vom Brenner den Italienern !" Dieser den that- 
sächlichen Verhältnissen nicht entsprechenden und 
nur einem künstlich gezüchteten nationalen Ueber- 
mute entspringenden Forderung werden nicht nur 
die Deutschen Tirols, sondern alle Deutschen der 
Ostmark die Zustimmung stets versagen. Es 
heißt zwar, bte Verhandlungen werden fortge 
setzt, bei der von den Italienern bisher beobach- 
teten Haltung ist aber auf einen Erfolg nicht zu 
rechnen. Von deutscher Seite lautet ebenso ent- 
schieden die Antwort: bis hieher und nicht weiter! 
Im „Reichsanzeiqer" werden die ersten An- 
gaben über das Religionsbekenntnis der 
deutschen Reichsbevölkerung nach der 
Volkszählung vom 1. Dezember 1900 veröffent- 
licht. Die gesamte Bevölkerung des Deutscyen Rei- 
ches betrug am 1. Dezember 1900 56,367,173 
gegen 49,4?8,470 im I. 1890, so daß in diesen 
zehn Jahren eine Zunahme um 6,938,708 Per- 
sonen oder 14 Proz. stattgefunden hat. Die Zahl 
der Evangelischen (Lutheraner, Reformierte nnd 
Unierte) betrug 35,331,104 gegen 31,026,810 
im Jahre 1890, also jcht 4,204,294 oder 13.6 
Proz. mehr. Katholiken sind 20,327,913 gezählt 
gegen 17,674,921 im I. 1390, so daß hier eine 
Zunahme um 2,652,992 oder 15 Proz. stattge- 
funden hat. Unter der Gesamtzahl der Katholiken 
befanden sich 6472 Griechischkatholische gegen 2992 
im I. 1890, so daß sich deren Zahl mehr als 
verdoppelt hat. Andere Christen sind 203,668 ge- 
zählt gegen 145,540 im I. 1890; es hat somit 
eine Zunahme um 58,138 oder 40 Proz. statt- 
gefunden. Die Zahl der Israeliten ist in den letzten 
10 Jahren nur von 567,884 auf 586,948, also 
um 19,064 oder 3,4 Proz. gestiegen. Eine raschere 
Vermehrung wird niemand wünschen. Bekenner 
nicht-christli<Her Religionen (ohne Israeliten) sind 
995 gezählt gegen 562 im I. 1890, Personen 
Das Küsten der Zimmer im Früh 
jahr nnd Sommer. 
VoN Dr. med. H. Nossen.. 
Nachdruck verboten. 
„Ich verstehe es nicht, daß ich mich erkältet 
habe, wo es draußen doch so warm ist!" hört 
man oft im Frühjahr oder im Sommer sagen. 
Oder auch: „Unbegreiflich, daß ich einen 
Schnupfen bekomme, wo ich gar nicht aus war!" 
Die Erklärung aber ist für den Mediziner sehr 
einfach. Die Klagenden haben sich eben im 
Zimmer, in ihrer Wohnung erkältet. Die 
Schuld daran tragen allein die steinernen 
Mauern. Die Steine sind nämlich schlechte 
Wärmeleiter, sie halten die Kälte des Winters 
noch recht lange in sich fest. Es gibt Ge- 
bände, welche sie niemals abgeben, selbst im 
heißesten Sommer nicht. Dazu gehören in 
erster Linie die Kirchen. Tritt man an einem 
warmen Sommertag in eine große Kirche, so 
ist der Temperaturunterschied zwischen draußen 
und drinnen so groß, daß man ein unange- 
nehmes Kältegefühl hat. Die Kälte, welche 
die dicken Mauern ausstrahlen, ist ganz anders 
wie die frische Winterkälte draußen, sie ist viel 
ungesunder. Das Steinhaus ist auch lange 
nicht das Ideal des Hygienikers. Das Stein- 
Haus zu bauen, hat den Menschen nur die Not 
gelehrt. Die ersten Häuser der Menschen be- 
standen aus Holz. Dieses Material war ent- 
schieden der Gesundheit zuträglicher. Als sich 
aber die Menschheit inimer mehr vermehrte, so 
daß der Krieg ein notwendiges Uebel wurde, 
da begann man aus Steinen die Häuser zu 
bauen. Man wurde immer mehr und mehr ge- 
zwungen, sich in engen Mauern einzuschließen 
und die Fenster so eng als möglich anzulegen. 
Dadurch erklärt sich auch zum großen Teil, 
wie es möglich war, daß selbst im Mittel- 
alter, wo das Rittertum, also die körperliche 
Ausbildung in der höchsten Blüte stand, an- 
steckende Krankheiten wie Pocken, Pest usw. so 
fürchterlich verheerend wirken konnten. Die 
Städte mit den engen Straßen, die Häuser 
mit den dicken Mauern und den engen Fenstern 
waren die reinsten Brutstätten der anstecken 
den Bazillen. 
Da wir heute nicht mehr in den Städten 
zum Holzbau zurückkehren können, wie es zwar 
von einigen Hygienikern vorgeschlagen worden 
ist, so bleibt uns nur als sicherstes Mittel, 
unsere Steinwohnung gesund zu halten, „das 
Lüften". Man kann, wenn es draußen wärmer 
ist als drinnen, nie genug lüften. Das Lüften 
treibt nicht nur jede schlechte Luft aus den Zim- 
mern, verdünnt nicht nur die schädlichen Mias- 
men bis zur Unschädlichkeit, nein, es trocknet 
auch die Wände, erwärmt sie. Dadurch daß die 
warme Luft nicht nur von außen, sondern auch 
von innen auf die Steinmauern trocknend und 
erwärmend einwirkt, werden sie schneller ganz 
und gar durchwärmt, wird ihnen die gesund- 
heitsschädigende Ausstrahlung genommen. Ge- 
bäude, die nie gelüftet werden, die durch die 
Bauart ihrer Fenster nie gelüftet werden 
können, wenigstens nicht genügend, wie bei den 
meisten großen Kirchen und Museen, diese Ge- 
bäude sind der Gesundheit stets unzuträglich. 
Es f liegt nicht allein in der Schwäche der 
menschlichen Natur, daß gerade in den Kirchen 
so viele Menschen ohnmächtig werden. Könnte 
man hier genügend lüften, verminderten sich
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.