IV. Die Seclsorge seit dem Untergang des Klosters St. Luzi. 73 deutschen Fürsten an Napoleon, und zahlten große Summen an die französischen Minister. Auch der Erbprinz von Oranien und Nassau ging nach Paris, um sich bei Napoleon in Gunst zu setzen. Am 23. Mai 1802 schloß Napoleon mit Preußen und mit dem Prinzen von Oranien ab. Dieser erhielt das Gebiet von zwei deutschen Bistümern (Fulda und Corvay) und die Stadt Dortmund. So wurden alle Bistümer an weltliche Fürsten verteilt und zwar zumeist an pro- testantische. Der Fürst von Oranien hatte in Süddeutschland als weitere Entschädigung erhalten die Besitzungen des Klosters Wein- garten, die in Vorarlberg gelegenen Besitzungen der Klöster Wein- garten (Blumenegg und das Priorat Sl. Johann in Feldkirch), Ein- siedeln (St. Gerold) und St. Luzi und die zu St. Luzi gehörigen Be- sitzungen in Bendern. Umsonst protestierte der Papst Pius VlI. gegen diesen Raub des Kirchengutes. Sogar der protestantische König von Schweden legte gegen dieses Verfahren Protest ein. Der Staatsrechtslehrer Klüber sagl, bei dieser Verwandlung des Kirchengutes in welllichen Besitz suche man vergeblich nach Rechtsgründen; es sei eine Zeit ge- wesen, wo die Macht über jede Rechtfertigung sich glaubte hinweg- setzen zu dürfen. Der protestantische Geschichtsschreiber Leo sagt: „Deutschland hat nie eine sittlich tiefere Erniedrigung erlebt als da- mals." Die Beraubung des Klosters St. Luzi war eine doppelte Unge- rechtigkeit. Sie war sogar gegen den Wortlaut des Friedensvertrages, wornach nur die Besitzungen von Ständen und Stiften des deut- schen Reiches säkularisiert d. h. an weltliche Herren gegeben werden sollten. St. Luzi war aber kein Stift des deutschen Rei- ches, sondern ein schweizerisches Kloster. Somit durfte sein Besitz nicht angetastet werden. Bendern war nicht ein selbständiges Stift, sondern Eigentum eines schweizerischen Klosters. Aber darüber stolperte die Reichsdeputation bei ihrem Haupt- schluß nicht. Auch das Oberamt in Vaduz mit dem Landvogt Schupp- ler an der Spitze brachte die falsche Idee nie aus dem Kopfe, Bendern sei eine eigene Abtei gewesen, obwohl es sehr leicht gewesen wäre, den wahren Sachverhalt kennen zu lernen. Mit einem Federstrich also ward das arme Kloster St. Luzi seiner letzten Eristenzmittel, die ihm nach der Reformation noch ge- blieben waren, nämlich der Güter in Bendern und in Rankweil und Frastanz beraubt. Es ward dadurch vernichtet.